Sprichwort
Wenn der Ehrliche als der Dumme gilt, wenn die gute Nachricht die
schlechte
Nachricht ist, wenn führende Staatsmänner wegen eigenwilliger
Ehrbegriffe, wegen meineidsverdächtiger Aussagen, wegen Sexual-
oder
Alkoholproblemen als Vorbilder ausfallen, wenn sportliche
Höchstleistungen
nur mit Hilfe von Doping erzielbar scheinen, – wer will, soll, kann
oder
darf sich dann noch der Anstrengung unterziehen, von moralischer
Kompetenz
Heranwachsender nicht nur zu reden, sondern zu ihrer Förderung
praktisch
beizutragen? Soll die Schule dies tun, und wenn Ja, wie kann sie ihr
Ziel
erreichen?
Auf diese Fragen versucht die vorliegende Untersuchung Antworten zu
geben. In einem einleitenden Kapitel des Buches wird die moralische
Grundstimmung
in Deutschland am Ende des 20. Jahrhunderts und ihre Präsentation
in den Medien analysiert und die Bedeutung dieser Grundstimmung
für
die moralische Erziehung bewertet. Daran schließt sich die
Analyse
von drei aktuellen Hauptrichtungen des ethischen Lehrens und Lernens
und
ihrer Anwendungsmöglichkeiten im Unterricht an. Sodann werden am
Beispiel
der gymnasialen Oberstufe des Bundeslandes Nordrhein-Westfalen die
Wirklichkeit
und die Möglichkeit fachintegrierten Ethikunterrichts dargestellt.
Nach einer Analyse und Bewertung von zwei deutschen Unterrichtshilfen
zu dem Film Schindlers Liste und einem amerikanischen Guide to
Schindler’s
List folgt die Darstellung des vom Autor im eigenen Unterricht
erprobten
und in Fortbildungsveranstaltungen für Lehrer vorgestellten
filmanalytischen
Unterrichtsprojekts Schindler‘s List. Diese umfaßt eine
ausführliche
didaktische Begründung des Projekts, biographische
Grundinformationen
zu Oskar Schindler und Amon Göth, filmrelevante sozio-kulturelle
Hintergrundinformationen
über die USA, Spielbergs Motivation für die Produktion des
Films
und seine Intention sowie als Hauptteil die Beschreibung einer
idealtypischen
Planung und eines modellhaften Ablaufs des Projekts. Dieses ist zwar im
fortgeschrittenen Englischunterricht entstanden, kann aber wegen seines
exemplarischen Charakters auch in anderen Unterrichtsfächern
durchgeführt
werden.
Dabei wird gezeigt, wie die fach- und medienspezifische Dimension
verbunden
werden kann. Systematisch werden nämlich die an dem Projekt
selbsttätig
beteiligten Schülerinnen und Schüler darin unterstützt,
nicht nur ihre Kompetenz zu erweitern, einen Film zu analysieren, zu
deuten
und zu bewerten, sondern auch ihre ethische Kompetenz dadurch
auszudifferenzieren,
daß sie das Leben und die Handlungsentscheidungen insbesondere
Oskar
Schindlers abwägend reflektieren und bewerten.
Die ambivalente Gestalt des namengebenden Protagonisten des Films
erweist
sich dabei für Heranwachsende aus einem doppelten Grund als
faszinierend:
Einerseits wird sie von Spielberg als eine klassische Figur des
amerikanischen
Heldenepos präsentiert, die amerikanische Ideale und
Wertvorstellungen
verkörpert, andererseits aber auch als ein Jedermann, dessen
rätselhafte
Wandlung vom egoistischen Kriegsgewinnler zum altruistischen
Lebensretter
zur Reflexion fundamentaler moralischer Fragen auffordert.
In ihrem abschließenden, spezifisch erzieherisch-ethischen Teil
begründet die Untersuchung die These, daß die Schule die ihr
gestellte Aufgabe der moralischen Erziehung ihrer Schülerinnen und
Schüler nicht in einem eigens eingerichteten Fach Ethik oder
Praktische
Philosophie anstreben sollte, sondern mit Aussicht auf Akzeptanz und
Erfolg
in jedem der bereits existierenden wissenschaftsorientierten
Fächer
der Stundentafel fachintegriert verwirklichen kann.
Buch: | ca. 280 S., 12,5 x 18,5cm, Pb. |
|
ISBN 3-932174-60-7 |
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