“Es gibt nicht sehr viele Studien über Goethes Sprachbegriff,
und
es scheint, daß man sein Sprachdenken nicht der Tradierung
für
nötig befand.
Die Nichtrezeption könnte nun den Grund darin haben, daß
es keine Arbeiten Goethes zur Sprache und zur Sprachtheorie gibt. Die
vorliegende
Sammlung tritt den Beweis an, daß es eine große Anzahl
solcher
Texte gibt. Schon durch diese Ausstellung sieht sie sich
gerechtfertigt.
Offensichtlich hat man, was im Gesamtwerk verstreut und versteckt war,
nicht wahrgenommen.
Die Nichtrezeption könnte aber auch einen Grund darin haben,
daß
Goethes Sprachdenken nicht dem entsprach, was man im Zeitalter
begrifflichen
Denkens und in der Epoche der Linguistik unter Sprache verstehen
wollte.
Denn Goethe versenkt die Reflexion ganz in den Gegenstand. Er spricht
über
Sprache im Hinblick auf anstehende Aufgaben. Er bleibt in der Mitte den
Dinge. Er behandelt die Sprache nicht, er kommt zur Sprache. Solche
Sprachreflexion
stört heute. Sie trennt nicht Form und Inhalt, Zeichen und
Bezeichnetes,
sondern besteht darauf, daß es Inhalt immer nur als Form und ein
Bezeichnetes ohne Zeichen nicht gibt - daß Form ohne Inhalte und
Zeichen ohne Bezeichnetes gar nicht zu denken sind.
Die vorliegende Anthologie nimmt die Leser mit in Sprachräume,
in Anlässe, die für die Sprachtheorien des 18. Jahrhunderts
(und
also auch für Goethe) bestimmend waren. Nun haben gerade die
bedeutendsten
Sprachtheoretiker des 18. Jh. von der Sprache erzählend
geschrieben:
Rousseau, Herder und (weniger) Hamann und Lichtenberg. Die
Sprachtheorien
sind gar nicht so zusammenzufassen, daß dieser jenes und jener
dieses
behauptet habe. Sie wirken fast positionslos, ohne daß man ihnen
unterstellen könnte, sie hätten nichts zu sagen. Es sind
Reflexionen
aus gegebenem Anlaß.”
Volker Ladenthin
Buch mit Diskette: | ISBN 3-932174-36-4 |
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