"Auf der Ebene der Selbstinterpretation der sozialen Realität
kann
man doch gewiß nicht behaupten, daß es ein Wissen vom
Sosein
des Anderen nicht gibt. Es mag sein, daß dieses Wissen dem
Bereich
der Doxa und nicht dem der Episteme angehört, aber unser Glaube an
unser Wissen vom Sosein des Anderen ist nicht ein blinder, sondern ein
wohlbegründeter Glaube (...). Der prinzipielle Glaube, daß
wir
den Anderen verstehen oder zumindest soweit verstehen können, als
es das praktische Interesse erfordert, ist ein Axiom der
relativ-natürlichen
Weltanschauung. Die offene Möglichkeit, den Anderen zu verstehen,
ist als fraglos gegeben angesetzt, dies unbeschadet der ebenfalls
offenen
Möglichkeit eines Mißverständnisses, die ihrerseits
selbst
zur relativ natürlichen Weltanschauung und dem Bereich des fraglos
Gegebenen gehört. (...) Auf der anderen Seite haben wir das
Problem
des Theoretikers, der sich mit diesen Sinnstrukturen des Verstehens und
Mißverstehens in der sozialen Sphäre befaßt. (...) Man
kann dieses Problem in verschiedenster Weise zu lösen versuchen.
Beiseite
liegen lassen oder als gegeben annehmen, kann man es nicht. Und
daß
dies eigentlich bis auf die jüngste Zeit geschehen ist, ist - im
Sinne
Kants - ein Skandal der Philosophie."
(Schütz 1952)
Buch: | 93 S., 11,5 x 18,5cm, Pb. |
14,98 €
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